Die Vinča Mülldeponie in Belgrad, Serbien, ist die größte unkontrollierte offene Deponie Europas und damit eine enorme Belastung für die Umwelt. Die Kapazitäten der Anlage sind trotz ihrer enormen Größe mehr als erschöpft.
Die Vinča Mülldeponie: Eine tickende Zeitbombe
Jeden Tag rücken die Müllberge näher an die Donau heran. Rostbraunes Wasser rieselt einen Hang hinunter. Es transportiert Schadstoffe, welche schließlich in den zweitgrößten Fluss Europas münden. Menschen suchen im Müll nach recycelbaren Materialien und sind dabei hohen gesundheitlichen Risiken ausgesetzt; unzählige Möwen suchen nach Essensresten. Umdenken ist gefragt, denn ohne die notwendigen Mittel für eine Grundsanierung und moderne Verarbeitungsanlagen droht eine Umweltkatastrophe.
Die Müllberge der Vinča Deponie sind ständig in Bewegung, wodurch Methangas – ein starkes Treibhausgas, welches zum Klimawandel beiträgt, freigesetzt wird. Dieses Gas entzündet sich von selbst, sobald es mit Sauerstoff in Verbindung kommt, weshalb der Betreiber täglich nicht nur gegen drohende Erdrutsche, sondern auch gegen Brände ankämpfen muss. Oft stehen Teile der Deponie in Flammen, wodurch die Luftqualität massiv beeinträchtigt wird. Mit vereinten Kräften versuchen Arbeiter, die Flammen zu ersticken. "Das ist nur ein klein wenig besser als die Hölle", sagt Dragan Varga, ein Verkehrskoordinator, der schon seit zwei Jahrzehnten in der Deponie arbeitet. Er weiß um die Gefahren, welche der Müll, der ständig in Bewegung ist, tagtäglich mit sich bringt. Nicht selten brechen Straßen aufgrund der Müllverschiebungen nach und nach ein. Manche Teile der Mülldeponie sind daher nur mit Traktoren erreichbar, welche sich auf dem steilen und unstabilen Gelände gefährlich fortbewegen.
Investition in eine bessere Zukunft
Seit Oktober 2019 stellt die OeEB eine langfristige Kreditlinie in Höhe von 35 Mio. Euro für die Errichtung einer Waste-to-Energy Anlage und einer modernen Mülldeponie sowie für die Schließung einer bestehenden Deponie in Serbien bereit. Neben der OeEB sind IFC und EBRD an der Finanzierung beteiligt.
Noch im selben Monat haben Bauarbeiter begonnen, eine neue Mülldeponie, ein neues Müllheizkraftwerk und eine Anlage für die Verarbeitung von Bauschutt zu bauen, die mit den maßgeblichen EU-Spezifikationen und Standards konform sind. Die neue Vinča Deponie soll mit ihren modernen und nachhaltigen Müllentsorgungskonzepten ähnlichen Projekten als Vorbild dienen.
Die Stadt hat bereits begonnen, sich auf die neue Deponie vorzubereiten, indem sie sich darum bemüht, die Menschen, Tiere und Pflanzen in dieser Gegend in besonderer Weise zu schützen.
In drei Jahren sollen sich dort, wo sich zu Beginn der Arbeiten Müllberge häuften, Grünflächen befinden. Das Gas, das aus dem Müll austritt, soll künftig gesammelt und für die Stromerzeugung genutzt werden. Ablaufwasser soll aufgefangen und behandelt werden und neuer, nicht recycelbarer Müll für die Erzeugung von Fernwärme und Strom genutzt werden. „Durch den Verkauf eben genannter Ressourcen kann ein Teil der Bau- und Betriebskosten der neuen Müllverarbeitungsanlage kompensiert werden“, so Thomas Lubeck, Regionalmanager für Zentral und Südosteuropa bei der IFC.
In Ländern wie Serbien verspricht die Sanierung ihrer Deponien eine bessere Luftqualität und unbelastete Flüsse. Das führt zu einer gesünderen, nachhaltigeren und hoffnungsvolleren Zukunft für ihre Bürger. Um diese in die fortschrittlichen Entwicklungen mit einzubeziehen, wurden Sammelbehälter in der Stadt positioniert und die Bürger dazu ermutigt, mehr zu recyceln. Durch die Erhöhung der Recyclingquote soll die Müllbelastung der Stadt und des ganzen Landes langfristig reduziert werden.