15.06.2022

Als erste europäische Entwicklungsbank stellt die OeEB eine Finanzierung für ein Kläranlagenprojekt im Rahmen des "Clean Ganga"-Programms der indischen Regierung bereit. Diese soll dazu beitragen, die Verschmutzung des Ganges zu reduzieren und die Lebensqualität im Einzugsgebiet des Flusses zu verbessern. 

Über 2.500 km fließt der Ganges durch Indien und ist dabei als 'heiliger Fluss' nicht nur von großer religiöser Bedeutung, sondern auch Lebensgrundlage für rund 600 Millionen Menschen – knapp die Hälfte der indischen Bevölkerung – die in seinem Einzugsgebiet leben. Damit gilt das Ganges-Becken als eines der bevölkerungsreichsten der Welt und ist nicht nur der Schlüssel zu Indiens Wasser- und Ernährungssicherheit, sondern außerdem für rund 40 % des indischen Bruttoinlandsproduktes verantwortlich. 

Gleichzeitig gilt der Ganges jedoch auch als einer der meistverschmutzten Flüsse der Welt. Rund 12 Milliarden Liter Abwasser werden in seinem Einzugsgebiet täglich erzeugt – die aktuellen Behandlungskapazitäten reichen für knapp ein Drittel davon. Mit verheerenden Folgen: Studien gehen davon aus, dass rund 80 % der Krankheiten, von denen die ländliche Bevölkerung Indiens betroffen ist, durch mangelhafte sanitäre Versorgung und verschmutztes Wasser verursacht werden. Langfristig stellt die durch verunreinigtes Wasser sinkende landwirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Böden eine Bedrohung für die Ernährungssicherheit in der Region, in der bereits jetzt ein Drittel der Bewohner unterhalb der nationalen Armutsgrenze lebt, dar. Zudem steigt mit der Verschmutzung des Flusses auch sein Potential für Treibhausgase, während seine Fähigkeit, einen geeigneten Lebensraum für einzigartige Flora und Fauna zu erhalten, drastisch sinkt. 

Landesweite Mission zur Säuberung des Ganges

Um dem entgegenzuwirken, rief die indische Regierung 2014 das Namami Gange (Clean Ganga) Programm ins Leben. Neben dem Ausbau der Infrastruktur zur Abwasserbehandlung wurden die Aufforstung der Flussufer zur Förderung der Biodiversität, die Überwachung von Industrieabwässern sowie die Bewusstseinsbildung der Bevölkerung als Hauptpfeiler der Initiative deklariert. 

Zentrale Stelle für die Umsetzung, Koordination und Finanzierung des Programms ist die National Mission for Clean Ganga ("NMCG"), eine Agentur des Ministeriums für Wasserressourcen, Flussentwicklung und Revitalisierung des Ganges. 

Unterstützung aus Österreich

Als erste europäische Entwicklungsbank stellt die OeEB eine langfristige Finanzierung in Höhe von 13,5 Mio. Euro für die Errichtung einer Abwasserkläranlage im Rahmen des Clean Ganga-Programmes bereit. Mit einer Kapazität von 35 Mio. Liter pro Tag wird diese in der Stadt Maheshtala im indischen Bundestaat Westbengalen errichtet und soll dazu beitragen, die Verschmutzung des Ganges zu reduzieren. 

"Sauberes Wasser ist eine essenzielle Lebensgrundlage und unerlässlich für Gesundheit und Lebensqualität, wirtschaftliche Entwicklung, Armutsbekämpfung und ökologische Nachhaltigkeit. Wir freuen uns daher, dieses wichtige Projekt mit einer langfristigen Finanzierung unterstützen und damit zur Erhöhung der Lebensqualität in der Region beitragen zu können", so Sabine Gaber, Mitglied des Vorstandes der OeEB. 

"Aktiv zum Klimaschutz sowie zum Ausbau der Infrastruktur in Entwicklungs- und Schwellenländern beizutragen und die Erreichung der nachhaltigen Entwicklungsziele (SDGs) voranzutreiben ist fest in unserer Strategie verankert. Das Projekt passt daher wunderbar zu unseren Schwerpunkten und trägt unter anderem zu SDG 6 'Sauberes Wasser' und 13 'Klimaschutz' bei", ergänzt OeEB-Vorstandsmitglied Michael Wancata. 

Umgesetzt wird das Projekt durch die indische Unternehmensgruppe Vishvaraj Environment Private Limited (VEPL), die über umfangreiche Erfahrung im Wassersektor in Indien verfügt. Aktuell wartet und betreibt VEPL 27 Trinkwasseraufbereitungsanlagen zur Versorgung von rund 40 Mio. Menschen sowie 15 Kläranlagen zur Abwasserreinigung von rund 3 Mio. Menschen in Indien.

Finanzierungen mit Wirkung

Mit einem Gesamt-Projektportfolio von 1,474 Mrd. Euro trägt die OeEB zu nachhaltiger wirtschaftlicher Entwicklung in Entwicklungs- und Schwellenländern bei. Rund 20 % davon sind aktuell in Süd- und Ostasien investiert. 34 % des Portfolios tragen zur Erreichung von SDG 13 'Klimaschutz' bei. 1,19 Millionen Tonnen CO2-Emissionen konnten durch OeEB-unterstützte Projekte eingespart werden. Mehr zur Wirkung der OeEB-Projekte erfahren Sie im aktuellen Impact Report unter www.impact-report.at